Jahresrückblick 2023/24
Interreligiöse Wanderung
Am 7. Oktober lud die interreligiöse Wanderung entlang des Menschenrechtsweges im Grazer Leechwald dazu ein, den Dialog der Religionen auf besondere Weise erlebbar zu machen. Initiatoren wie der Interreligiöse Beirat der Stadt Graz, ComUnitySpirit, das Islamische Kulturzentrum Graz und die Katholische Stadtkirche Graz schufen einen Raum, in dem Vertreter:innen verschiedener Glaubensgemeinschaften die Artikel der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte in Musik, Gedichten, Gebeten und Impulsen zum Ausdruck brachten. Der Weg führte die Teilnehmer:innen durch den herbstlichen Leechwald, bevor ein gemeinsames Picknick am Vorplatz der Basilika Mariatrost Gelegenheit zu Begegnungen und Austausch bot. Den Abschluss bildete eine Führung durch die Basilika.
Lesung „Ein Leben für den Frieden in Palästina“
Am 31. Oktober 2023 lud das Franziskanerkloster Graz zur Lesung mit der renommierten palästinensischen Friedensaktivistin und Autorin Sumaya Farhat-Naser ein. In ihrem Vortrag „Ein Leben für den Frieden in Palästina“ gewährte sie tiefgreifende Einblicke in ihre langjährige Arbeit im Konfliktgebiet Palästina-Israel.
Mit unermüdlichem Einsatz widmet sich Farhat-Naser der gewaltfreien Kommunikation und Konfliktlösung, insbesondere in Schulen und Frauengruppen. Die Veranstaltung, organisiert vom Team Weltgebetstag der Frauen/Österreichisches Nationalkomitee Österreich in Kooperation mit ComUnitySpirit, versammelte zahlreiche Interessierte, die sich im Franziskussaal von der visionären Kraft der Friedensstifterin inspirieren ließen.
Interreligiöse Fachtagung 2023
Die interreligiöse Fachtagung „Horizonte und Wirklichkeiten“ am 7. und 8. November 2023 verwandelte den Gemeinderatssaal im Grazer Rathaus in einen Ort des lebendigen Austauschs über das interreligiöse Zusammenleben im urbanen Raum. Die Tagung wurde vom zehnjährigen Jubiläum der Grazer Erklärung zum interreligiösen Dialog geprägt und in Kooperation zwischen der Stadt Graz, ComUnitySpirit und der PPH Augustinum veranstaltet.
Begrüßungsworte von Stadtrat Robert Krozter, Jennifer Brunner (AAI) und Friedrich Rinnhofer (PPH Augustinum), sowie eine Festrede von Univ.-Prof. Leopold Neuhold unterstrichen die Bedeutung dieser Erklärung. Ein Podiumsgespräch mit Vertreter:innen verschiedener Religionsgemeinschaften beleuchtete, wie der interreligiöse Dialog in Graz heute gelebt wird und welche Perspektiven die Zukunft bietet.
40 Jahre staatliche Anerkennung des Buddhismus in Österreich
Anlässlich des 40-jährigen Jubiläums ihrer staatlichen Anerkennung lud die Österreichische Buddhistische Religionsgesellschaft am 9. November 2023 gemeinsam mit dem Afro-Asiatischen Institut Graz zu einer Festveranstaltung ein. Im Vortragssaal des AAI widmete sich die renommierte buddhistische Gastprofessorin Carola Roloff dem Thema „Geschlechtergerechtigkeit und der Buddhismus in Europa: Eine Standortbestimmung“.
Roloff beleuchtete die Diskrepanz zwischen den egalitären Lehren des Buddhismus und den gelebten Praktiken, insbesondere in der religiösen Führung. Anschließend diskutierte sie mit Irina Karamarkovic, einer vielseitigen Künstlerin und engagierten Vertreterin des interkulturellen Dialogs, die Bedeutung von Geschlechtergerechtigkeit sowohl in Religionen als auch in kulturellen Kontexten.
5 Jahre Abu Dhabi Declaration
Am 5. Februar 2024 feierte ComUnitySpirit gemeinsam mit internationalen und österreichischen Vertreter:innen aus Religion, Diplomatie und Wissenschaft das fünfjährige Jubiläum der Abu Dhabi Declaration in der Sky Lounge der Universität Wien. Die Veranstaltung, die im Rahmen des internationalen Tags der menschlichen Geschwisterlichkeit stattfand, wurde von der Österreichischen Bischofskonferenz, dem Bundesministerium für Europäische und internationale Angelegenheiten und der Universität Wien organisiert.
Botschafter Christoph Thun-Hohenstein eröffnete mit den Worten: „Wenn ihr nicht wollt, dass Religion ein Teil des Problems ist, müsst ihr Religion zum Teil der Lösung machen.“ Im Zentrum standen die Prinzipien der Kultur des Dialogs, des Respekts und des friedlichen Zusammenlebens in Vielfalt, wie sie 2019 von Papst Franziskus und Großimam Ahmad Al-Tayyeb formuliert wurden.
Redner:innen wie Kardinal Christoph Schönborn, Präsident Ümit Viral, Oberrabbiner Jaron Engelmayer und Prof. Michaela Quast-Neulinger betonten die zentrale Rolle von Gerechtigkeit, gegenseitigem Respekt und dem Akzeptieren von Unterschieden als Grundlage für den interreligiösen Dialog und den sozialen Frieden. Jennifer Brunner vom Afro-Asiatischen Institut Graz präsentierte die Arbeit von ComUnitySpirit als Beispiel für gelebten interreligiösen Austausch.
Interreligiöses Iftar-Treffen
„Nur durch Begegnungen und den Austausch können wir den Zusammenhalt stärken“ – mit diesen Worten eröffnete Mehmet S. Çelebi, der neue Vorsitzende der Islamischen Religionsgemeinde Steiermark (IRG), die interreligiöse Iftar-Veranstaltung, die am 4. April 2024 in Kooperation mit dem Afro-Asiatischen Institut Graz und dem Projekt ComUnitySpirit stattfand. Zahlreiche Vertreter:innen aus unterschiedlichen Religionsgemeinschaften, Politik, Wissenschaft und der Zivilgesellschaft, darunter auch Mitglieder des Interreligiösen Beirats der Stadt Graz, nahmen an diesem bedeutenden Treffen teil.
Nach der Begrüßung durch Çelebi, der die Bedeutung solcher interreligiösen Treffen unterstrich, sprach Johannes Mindler-Steiner vom Afro-Asiatischen Institut über die friedensstiftende Rolle der Religionen und die Notwendigkeit einer solidarischen Geschlossenheit angesichts aktueller und zukünftiger Herausforderungen.
Wolfgang Wehap, der die Grüße der Bürgermeisterin überbrachte, lobte Graz als Vorreiter im interreligiösen Dialog. Abgerundet wurde der Abend durch anregende Gespräche, ein gutes Essen und die Möglichkeit für alle Teilnehmenden, sich auszutauschen, wiederzusehen und neue Ideen für die Zukunft des interreligiösen Dialogs zu schmieden.
Interreligiöser Spaziergang
Trotz des anhaltenden Regens versammelten sich am 7. Juni 2024 zahlreiche interessierte Besucher*innen zum interreligiösen Spaziergang über den Grazer Zentralfriedhof, der im Rahmen der Langen Nacht der Kirchen stattfand und von ComUnitySpirit organisiert wurde. Der Abend begann mit einem interreligiösen Ritual von katholischen und muslimischen Vertreterinnen, das die Teilnehmenden an verstorbene Angehörige erinnerte.
Nach einer Einführung durch Expertin Barbara Amreich führte Vikarin Inge Lechner die Gruppe zu den altkatholischen Bestattungsplätzen. Inge Brenner, von der Österreichischen Buddhistischen Religionsgesellschaft, erläuterte die buddhistische Sicht auf Sterben und Wiedergeburt. Ein Beitrag der Bahá’í-Gemeinde und eine Führung über den islamischen Friedhof mit Präsident Mehmet S. Çelebi und Imam Fikret Fazlic rundeten das Programm ab.
Tea & Talk
Angesichts der aktuellen politischen Konflikte wurde bei der Veranstaltung Tea & Talk am 26. Juni 2024 der Fokus auf die Bedeutung interreligiöser Solidarität gelegt. Das Friedenspotenzial der Religionen stand im Mittelpunkt, und die Konzepte des Miteinanders und Füreinanders wurden vertieft. Vortragende aus der Katholischen Kirche, dem Judentum, dem Hinduismus und dem Buddhismus kamen in einer offenen Atmosphäre zusammen, um die unterschiedlichen religiösen Perspektiven zu diskutieren. Mit Hilfe von Passagen aus religiösen Texten wurden universelle Werte wie Mitgefühl und Solidarität hervorgehoben, die sowohl in den großen Weltreligionen als auch in humanistischen Weltanschauungen tief verwurzelt sind. Die Veranstaltung wurde in enger Zusammenarbeit mit ComUnitySpirit (AAI), Granatapfel Kulturvermittlung, dem Bildungsforum Mariatrost und dem Fachbereich Pastoral & Theologie der Katholischen Kirche Steiermark organisiert.
Interreligiöses Fußballturnier
Das interreligiöse Fußballturnier am 1. Juli 2024 im ASKÖ-Stadion Eggenberg war ein voller Erfolg und übertraf alle Erwartungen. Organisiert von ComUnitySpirit in Kooperation mit dem Verein Eggenberger Vielfalt, nahmen 13 Teams teil, darunter 7 Erwachsenen- und 6 Kinderteams. Aufgrund von Regen wurde das Turnier kurzfristig in die Halle verlegt, was der guten Stimmung jedoch keinen Abbruch tat.
Ein besonderes Highlight war das Freundschaftsspiel zwischen Politikern der Stadt Graz und Vertretern verschiedener Religionsgemeinschaften, das mit 1:6 zugunsten der Glaubensgemeinschaften endete. Bei Grillbuffet und guter Laune wurde der Tag abgerundet.
Tag der Religionen
Am 22. September 2024 fand in Graz der erste „Tag der Religionen“ statt, ein bedeutendes Ereignis für interreligiösen Dialog und Solidarität. Unter dem Motto „LEBEN…!“ öffneten 16 Religions- und Glaubensgemeinschaften an 14 verschiedenen Standorten ihre Türen und luden zu Meditationen, Führungen, Gesängen und kulinarischen Erlebnissen ein. Organisiert von Eva Wenig (ComUnitySpirit), der Bürgermeisterin Elke Kahr in Zusammenarbeit mit dem Interreligiösen Beirat förderte der Tag den interreligiösen Austausch und das Verständnis.
Dank der Unterstützung der Holding Graz ermöglichten Shuttlebusse den Besucher:innen, bequem von einer religiösen Stätte zur nächsten zu gelangen. Den Abschluss des Tages bildete ein gemeinsames Treffen im Volksgarten.
Intterreligiöse Fachtagung 2024
Die Interreligiöse Fachtagung 2024, organisiert von ComUnitySpirit in Zusammenarbeit mit der PPH Augustinum, fand am 19. und 20. November im Grazer Rathaus statt und widmete sich der Frage: „Religionen – Friedenspotenzial oder Konfliktfaktor?“. Die Veranstaltung versammelte Wissenschaftlerinnen, Religionsvertreterinnen und Interessierte, um über die ambivalente Rolle der Religionen in aktuellen Konflikten zu diskutieren.
Experten wie Michael Kramer von der Universität Wien und Livia Erdösi vom jüdischen Museum Wien beleuchteten unterschiedliche Perspektiven auf den Israel-Palästina-Konflikt und Friedensarbeit. Prof. Grigorios Larentzakis kritisierte die religiöse Unterstützung für Kriege und forderte eine heilende Rolle der Religionen.
Ein zentrales Highlight war die Übergabe eines gemeinsamen Friedensstatements von Grazer Religionsgemeinschaften an Bürgermeisterin Elke Kahr, das sich für interreligiöse Zusammenarbeit und gegen die Instrumentalisierung von Religion für Gewalt aussprach.