Es war ein leidenschaftlicher, humanistischer und demokratiebejahender Auftritt von Othmar Karas, des Ersten Vizepräsidenten des Europäischen Parlaments, bei „Kirche im Gespräch“ unter dem Motto „So schaffen wir Europa!“ im Gösser Bräu in Graz.
Viel zu oft werde die politische Debatte bei uns „personalisiert, nationalisiert, parteipolitisiert“, so der EU-Visionär und Christdemokrat bei der gelungenen und gut besuchten Kooperationsveranstaltung mit „Kirche im Kino“. Karas, der mehrere Krisen (Klimawandel, Kriege, Migration, Angriffe auf die Demokratie u.a.) unserer Zeit klar, aber ohne populistische Untertöne benannte, zeigte sich überzeugt, dass es heute vielmehr „europäische Netze“, „solidarische Kooperation über Grenzen hinweg“ und einfach mehr gegenseitiges Vertrauen brauche. Herausforderungen wie Migration – hier differenzierte er zwischen Arbeitsmigration, Flucht/Asyl & „illegaler“ Migration – lassen sich „nur im Miteinander lösen“. Angesichts der bevorstehenden EU-Wahlen fragte er rhetorisch: „Was gewinnt? Demokratie oder Autokratie? Zusammenarbeit oder Schuldzuweisung?“ Auf die Frage aus dem sehr engagierten Publikum, ob Europa nicht bessere Erzählungen brauche, reagierte Karas mit Blick auf das Faktum, das noch kein Mitgliedsland der EU je einen anderen EU-Staat angegriffen hat, pointiert: „Ist die Friedensdividende keine Erzählung?“
„Grundlage des europäischen Wertesystems ist der Respekt vor der Würde jedes Menschen“, so Karas. Wir müssten uns – „in Vielfalt geeint“ – wieder „trauen, FÜR etwas einzutreten“, sagte der Europa-Advokat am Ende seines flammenden, mit lang anhaltendem Applaus bedachten Auftritts im Gösser Bräu.
Das Bildungsforum Mariatrost dankt dem Team von „Kirche im Kino“ für die tolle Kooperation!